10.04.2024
B+R

Falsche Prioritäten in der Verkehrspolitik

Am Freitag, 5. April 2024 hat die Stadt Winterthur die Pläne zur Neugestaltung der Klosterstrasse in Töss veröffentlicht. Die Klosterstrasse erschliesst von der Autobahnausfahrt Winterthur Töss ausgehend das Rieter Areal, eines der grösseren Industriegebiete in Winterthur. Produktionsbetriebe benötigen nun einmal eine leistungsfähige Infrastruktur und dazu gehören auch entsprechende Verkehrswege.

Dies alles interessiert aber den Stadtrat nicht, viel wichtiger sind Tempo 30 und der Wiedereinbau von alten Industriegleisen. Der Einbau eines alten Industriegleises in die Klosterstrasse zeigt, welchen Stellenwert die Industrie in Winterthur hat. Anstatt für moderne Industriebetriebe optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, wird für viel Geld Denkmalschutz betrieben, den niemanden interessiert und keine Arbeitsplätze schafft.

Unmittelbar in der Nähe des Rieter Areals liegt der Bahnhof Töss. Der Bahnhof Töss könnte eine wichtige Funktion in der Erschliessung von Töss durch den öffentlichen Verkehr wahrnehmen. Dies ist leider bis heute nicht der Fall, weil der Bahnhof Töss nicht mit dem Bus erschlossen ist. Von einem Amt für Mobilität dürfte man erwarten, dass Mobilitätsthemen umfassend angegangen und Lösungen vorgeschlagen werden, wie die Mobilitätsbedürfnisse in einem Quartier gelöst werden können. Wieso die Neugestaltung der Klosterstrasse mit Tempo 30 und Einbau eines alten Industriegleises wichtiger ist als den Bahnhof Töss endlich an den Busverkehr anzuschliessen, ist ein gutes Beispiel für das fehlende ganzheitliche Denken.

Das Departement Bau und Mobilität trägt den Namen Mobilität zu Unrecht, es ist kein Departement, das innovative und bedürfnisgerechte Mobilitätslösungen aufzeigt und vernetzt denkt. Seine Mobilitätsstrategie erschöpft sich in der flächendeckenden Einführung von Tempo 30, dies sicher nicht zum Vorteil des öffentlichen Verkehrs. Es ist dringend geboten, dass das Stadtparlament hier Gegensteuer gibt und dafür sorgt, dass in Winterthur Mobilitätsthemen umfassend angegangen werden und beschränkte Gelder für die wirklich wichtigen Themen verwendet werden.

Thomas Anwander

Präsident Handelskammer und Arbeitgebervereinigung Winterthur
Kantonsrat Die Mitte

Schreiben Sie Ihre Meinung

Kommentar verfassen
Thomas Anwander 12.04.2024, 17:19

@Stefan Unholz
Leider keine Zeitungsente, die Stadt Winterthur will in der Tat das Gleis wieder einbauen, weil nach Ansicht der Stadt Winterthur den Gleisen eine grosse ortsbauliche und industriegeschichtliche Bedeutung zukommt. Anstatt in die Zukunft zu investieren Stichwort Smart City oder Digitalisierung, bauen wir museale Strukturen. Rieter hätte auf dem Klosterareal nie ein Fabrik bauen können, wenn damals der gleiche Geist geherrscht hätte wir heute.

Stefan Unholz 12.04.2024, 15:36

Ist das mit dem "Wiedereinbau" eines alten Industriegleises wirklich wahr oder vielleicht eine Mischung aus Missverständnis und Zeitungsente?

Ich bin zwar weder speziell ortskundig noch schon so alt, dass ich das Gebiet vor 70 oder 100 Jahren selber erlebt hätte. Aber wenn ich die "Zeitreise" auf der Kartenplattform des Bundes einschalte, erkenne ich nur ein einziges Gleis, das - vom Bahnhof Töss ausgehend - die Klosterstrasse kreuzte und ins Rieter-Areal führte. Es ist übrigens in einem Bild von Marc Dahinden in einem "Landbote"-Artikel vom 5. Mai 2023 gut erkennbar, müsste also vor nicht allzu langer Zeit noch existiert haben.

Was an diesen Schienen historisch bedeutsam und erhaltungswürdig sein könnte, ist mir nicht klar.

Martin Kleiner 11.04.2024, 07:19

Das nächste, was wir von dieser Art Stadterneuerung erwarten können, ist die Wiederentdeckung der Tramgleise am Bahnhof und in der Stadthausstrasse.

Kultur- und Museumsstrasse in Ehren, aber ein Ballenberg ist genug. Wer will schon in einem Museum wohnen!

Wann nimmt sich der Stadtrat der echten Problemen der hier LEBENDEN und ARBEITENDEN Menschen an?

Teilen & diskutieren Sie diesen Artikel

Personen

Parteien

Newsportal

Das "Forum Winterthur" dient der politischen Information und Diskussion in der Region Winterthur. Die Winterthurer Wirtschaftsverbände betreiben die News-Plattform in Zusammenarbeit mit den Parteien Die Mitte, FDP und SVP. Die Plattform wird von ihren Trägern sowie durch Inserate und Spenden finanziert. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge sind die Verfasser verantwortlich. Die Publikation eines Beitrages auf dieser Plattform bedeutet nicht, dass die Träger der Plattform in jedem Fall mit dem Inhalt einverstanden sind.

Regelmässige News-Updates erhalten?

Wirtschaftsagenda Winterthur